Das GK reagiert mit seiner Fragestellung auf einen sich ankⁿndigenden
Paradigmenwechsel im VerstΣndnis von und im Umgang mit Literatur, der
Pragmatisierungsaspekten neues Gewicht verleiht. Wie in den Ausfⁿhrungen zum
Forschungsprogramm erlΣutert, wird das derzeit ungeklΣrte Nebeneinander von
neostrukturalistischer wie dekonstruktivistischer Literaturtheorie, die sich ihrerseits
herausgefordert sehen von einer neuen Metaphysik der PrΣsenz, und der neueren,
vielbeachteten Philosophie des Pragmatismus als ein Indiz dafⁿr genommen, da▀ der linguistic
turn als leitende Orientierung wissenschaftlicher Konzeptionsbildung an Zugkraft verliert. Das
GK will diesen Proze▀ weder bef÷rdern noch sich ihm entgegenstellen, es will ihn vielmehr
aufgreifen und weiterdenken, indem es ihm ein breites theoretisches Fundament und historische
Tiefe gibt. Mit seinem leitenden Ansatz, von einem immer zugleich gegebenen gegenlΣufigen
Proze▀ von Pragmatisierung und Entpragmatisierung auszugehen, wird das GK dabei einen
Beitrag dazu leisten, den sich abzeichnenden Paradigmenwechsel vor einem Rⁿckfall in
dichotomische Denkmuster zu bewahren. Mit seiner interdisziplinΣren Anlage vermag das GK
der breiten Streuung dieses Paradigmenwechsels Rechnung zu tragen, ihn damit erst
angemessen zu erfassen: in seinen Ungleichzeitigkeiten, seinen unterschiedlichen Verlaufsrhythmen,
in seinen erheblichen Modifikationen in den verschiedenen Literaturen sowie in
der wechselseitigen Beeinflussung dieser verschiedenen EntwicklungsstrΣnge. Generell wird
das GK eine - wie erlΣutert - grundlegende Dimension des Schaffens von, des Umgangs mit
sowie der theoretischen Besinnung auf Literatur in einem breiten thematischen, literarischen,
historischen und theoretischen Spektrum aufarbeiten.
Formal und arbeitspraktisch wird das GK der Tendenz vieler Dissertationsprojekte zu
hoher Spezialisierung entgegenwirken, methodische Offenheit f÷rdern und den Blick erweitern
zu jeweils anderen ZeitrΣumen, Philologien und Medien. Mit der institutionalisierten
Zusammenfⁿhrung und Bⁿndelung von Grundlagenforschung und Arbeit an
themenspezifischen Schwerpunkten in Symposien wird das GK aber auch trainieren, Vielfalt
von Fragestellungen und Perspektiven auf einen genau eingegrenzten Gegenstand hin zu
focussieren, so da▀ das vielfΣltige Angebot des Studienprogramms den zⁿgigen Fortgang der
Arbeit an den einzelnen Dissertationsvorhaben nicht behindern, vielmehr - auf hohem
wissenschaftlichem Niveau - f÷rdern wird. Weiter macht die komparatistische Anlage des GK
die gebotene InternationalitΣt der theoretischen und methodologischen Diskussion zur
SelbstverstΣndlichkeit. Die institutionalisierte Zusammenarbeit von Hochschullehrern und
Stipendiaten an den Forschungsschwerpunkten er÷ffnet den Stipendiaten vielfΣltige
M÷glichkeiten, an innovativen Entwicklungen verschiedener FΣcher teilzuhaben. Gleichzeitig
wird das GK auch die fachwissenschaftliche Kommunikation unter den beteiligten
Hochschullehrern, mithin zwischen den verschiedenen FΣchern, vertiefen.
Besondere wissenschaftliche Profile, die sich im geisteswissenschaftlichen Bereich der
UniversitΣt Tⁿbingen entwickelt haben - die Einrichtung von FΣchern wie 'Empirische
Kulturwissenschaft', 'Allgemeine Rhetorik' (die aus der Altphilologie erwachsen, aber sehr
bewu▀t in der Neuphilologie angesiedelt ist) oder des Aufbaustudiengangs
'Medienwissenschaft - Medienpraxis' -, haben die Auseinandersetzung mit Aspekten von
Pragmatisierung/Entpragmatisierung der Literatur schon immer als Gegenstand in Forschung
und Lehre. Von der hier gegebenen Fachkompetenz kann das GK profitieren, wie umgekehrt
das GK das Forschungsfeld dieser FΣcher bereichern wird.