2.4. Erwarteter Ertrag des GK

Das GK reagiert mit seiner Fragestellung auf einen sich ankⁿndigenden Paradigmenwechsel im VerstΣndnis von und im Umgang mit Literatur, der Pragmatisierungsaspekten neues Gewicht verleiht. Wie in den Ausfⁿhrungen zum Forschungsprogramm erlΣutert, wird das derzeit ungeklΣrte Nebeneinander von neostrukturalistischer wie dekonstruktivistischer Literaturtheorie, die sich ihrerseits herausgefordert sehen von einer neuen Metaphysik der PrΣsenz, und der neueren, vielbeachteten Philosophie des Pragmatismus als ein Indiz dafⁿr genommen, da▀ der linguistic turn als leitende Orientierung wissenschaftlicher Konzeptionsbildung an Zugkraft verliert. Das GK will diesen Proze▀ weder bef÷rdern noch sich ihm entgegenstellen, es will ihn vielmehr aufgreifen und weiterdenken, indem es ihm ein breites theoretisches Fundament und historische Tiefe gibt. Mit seinem leitenden Ansatz, von einem immer zugleich gegebenen gegenlΣufigen Proze▀ von Pragmatisierung und Entpragmatisierung auszugehen, wird das GK dabei einen Beitrag dazu leisten, den sich abzeichnenden Paradigmenwechsel vor einem Rⁿckfall in dichotomische Denkmuster zu bewahren. Mit seiner interdisziplinΣren Anlage vermag das GK der breiten Streuung dieses Paradigmenwechsels Rechnung zu tragen, ihn damit erst angemessen zu erfassen: in seinen Ungleichzeitigkeiten, seinen unterschiedlichen Verlaufsrhythmen, in seinen erheblichen Modifikationen in den verschiedenen Literaturen sowie in der wechselseitigen Beeinflussung dieser verschiedenen EntwicklungsstrΣnge. Generell wird das GK eine - wie erlΣutert - grundlegende Dimension des Schaffens von, des Umgangs mit sowie der theoretischen Besinnung auf Literatur in einem breiten thematischen, literarischen, historischen und theoretischen Spektrum aufarbeiten.
Formal und arbeitspraktisch wird das GK der Tendenz vieler Dissertationsprojekte zu hoher Spezialisierung entgegenwirken, methodische Offenheit f÷rdern und den Blick erweitern zu jeweils anderen ZeitrΣumen, Philologien und Medien. Mit der institutionalisierten Zusammenfⁿhrung und Bⁿndelung von Grundlagenforschung und Arbeit an themenspezifischen Schwerpunkten in Symposien wird das GK aber auch trainieren, Vielfalt von Fragestellungen und Perspektiven auf einen genau eingegrenzten Gegenstand hin zu focussieren, so da▀ das vielfΣltige Angebot des Studienprogramms den zⁿgigen Fortgang der Arbeit an den einzelnen Dissertationsvorhaben nicht behindern, vielmehr - auf hohem wissenschaftlichem Niveau - f÷rdern wird. Weiter macht die komparatistische Anlage des GK die gebotene InternationalitΣt der theoretischen und methodologischen Diskussion zur SelbstverstΣndlichkeit. Die institutionalisierte Zusammenarbeit von Hochschullehrern und Stipendiaten an den Forschungsschwerpunkten er÷ffnet den Stipendiaten vielfΣltige M÷glichkeiten, an innovativen Entwicklungen verschiedener FΣcher teilzuhaben. Gleichzeitig wird das GK auch die fachwissenschaftliche Kommunikation unter den beteiligten Hochschullehrern, mithin zwischen den verschiedenen FΣchern, vertiefen.
Besondere wissenschaftliche Profile, die sich im geisteswissenschaftlichen Bereich der UniversitΣt Tⁿbingen entwickelt haben - die Einrichtung von FΣchern wie 'Empirische Kulturwissenschaft', 'Allgemeine Rhetorik' (die aus der Altphilologie erwachsen, aber sehr bewu▀t in der Neuphilologie angesiedelt ist) oder des Aufbaustudiengangs 'Medienwissenschaft - Medienpraxis' -, haben die Auseinandersetzung mit Aspekten von Pragmatisierung/Entpragmatisierung der Literatur schon immer als Gegenstand in Forschung und Lehre. Von der hier gegebenen Fachkompetenz kann das GK profitieren, wie umgekehrt das GK das Forschungsfeld dieser FΣcher bereichern wird.



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© '96 Deutsches Seminar, UniversitΣt Tⁿbingen Letzte Änderung: 23.07.96